Demographie und Kooperation als zentrale Herausforderung einer nachhaltigen Kommunalentwicklung

Aufbau von dualen Netzwerksstrukturen zur Bewältigung des demografischen Wandels in den Auerbergland-Gemeinden

 

Der Wandel der Altersstrukturen sowie der Bevölkerungsrückgang und die damit verbundenen Auswirkungen auf Gesellschaft und das Staatswesen in Deutschland ist ein Megathema, und dies nicht nur in Städten und Ballungsgebieten. Um auch in Zukunft eine nachhaltige Sozialentwicklung gewährleisten zu können müssen sich auch ländliche Gemeinden und interkommunale Zusammenschlüsse den Herausforderungen des demographischen Wandels stellen. Dabei geht es jedoch nicht nur um die Anpassung der Infrastruktur und den Umgang mit schwindenden Steuereinnahmen. Auch eine kinder- und familienfreundliche Zukunftsentwicklung, die Veränderungen der Altersstrukturen, der Umgangs der Generationen miteinander und die damit verbundene Herausforderung an Kooperationsfähigkeit nach innen und außen stehen auf der Agenda vor Ort.

 

In der Entwicklung von Handlungsstrategien stellt dies die Kommunalpolitik, auch in Landgemeinden, vor neue und bisher nicht gekannte Herausforderungen. Um sich darauf einstellen zu können, müssen sich Kommunen und Bürger intensiv mit der Problematik und den Auswirkungen des demographischen Wandels auf eine nachhaltige Entwicklung als wesentlichem Standortfaktor der Zukunft, beschäftigen. Es kommt darauf an, den Wandel aktiv zu gestalten, Eigenverantwortung und bürgerschaftliches Engagement zu stärken, das notwendige Wissen zu erlangen, die Kommunikationskultur der Akteure zu verbessern und neue qualitative Formen der Kooperation, auch zwischen Kommunen und privaten Partnern, aufzubauen.

 

Trotz vieler vorhandener Studien zum vorgenannten Themenkreis sind Problemlösungen mit gemeindeübergreifendem Ansatz bisher nicht im Blick. Dies war Anlass für die elf im interkommunalen Netzwerk Auerbergland e.V. zusammengeschlossenen Gemeinden nach gemeinsamen Vorgehensweisen und, mit fachlicher Unterstützung, nach praktikablen und umsetzungsorientierten Herangehensweisen zu suchen.

 

Bürgermeister, Gemeinderäte, Akteure aus Adenda 21-Gruppen sowie weitere fachlich orientierte Bürgergruppengruppen im Gebiet des Auerbergland e.V. beschäftigen sich seit geraumer Zeit in der Theorie mit den möglichen Auswirkungen der gravierenden Änderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung im ländlichen Raum um den Auerberg.  Bei einer Klausurtagung an der Schule der Dorf- und Landentwicklung Thierhaupten (SDL) am 03. und 04. März 2006 befassten sich die Beteiligten aus den elf Gemeinden intensiv mit dem Thema und dem Ziel einer Standortbestimmung. Neben den bereits spürbaren negativen Effekten bei Grundschulen und Kindergärten wurden auch weitere zukünftige Entwicklungen und die daraus zu erwartenden Auswirkungen auf die einzelne Gemeinde und das Auerbergland insgesamt unter fachlicher Begleitung und Moderation diskutiert. Es wurde deutlich, dass die Veränderungen im demographischen Gefüge weitreichende Auswirkungen auf die Bereiche der Sozialstruktur sowohl im Dorf als auch in der Region, insbesondere auf Familien, auf die Bereiche Arbeiten und Lebensqualität, sowie auf die Bauleitplanung haben werden. Als Ergebnis wurde festgehalten, nicht tatenlos den Entwicklungen entgegenzusehen. Dem alle Lebensbereiche umfassenden Problemkreis soll gemeinsam, abgestimmt und vernetzt entgegen gesteuert werden. Als Grundlage dazu sollen die in einzelnen Gemeinden bestehende Ansätze zusammengefasst, die Potenziale dadurch verstärkt, und modellhafte Lösungsvorschläge erarbeitet werden.

 

Im Sinne der Agenda 21 soll die Aktivierung und Sensibilisierung der Auerbergland-Gemeinden und ihrer Bürger auf diesem Handlungsfeld modellhaft erprobt werden. Dazu wird dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz der nachfolgende Projektvorschlag unterbreitet. Er wurde vom Regensburger Sozialwissenschaftler Dr. Klaus Zeitler in Zusammenarbeit mit Auerbergland e.V. entwickelt und baut unmittelbar auf dem Workshop vom März 2006 an der Schule für Dorf- und Landentwicklung (SDL) in Thierhaupten auf.

 

Zielsetzung des Projektes:

Der Handlungsleitfaden zur Bewältigung des demografischen Wandels in den Auerberglandgemeinden wird eine thematische Klammer über bereits existierende Leitbildbereiche und über im Regionalen Entwicklungskonzept (REK) aufgeführte Schlüsselprojekte des interkommunalen Netzwerkes Auerbergland e.V. bilden. Im Sinne eines neuen Generationenvertrages soll das gegenseitige Verständnis erhöht werden und auch zu konkreter Kooperation zwischen Alt und Jung führen. Modellhaft für andere bayerische Kommunen soll aufgezeigt werden, welche Rolle den Aktivitäten der einzelnen Gemeinde zukommt und wo interkommunales Agieren zu abgestimmten, tragfähigen, vernetzten und innovativen Lösungen auf übergemeindlicher Ebene beiträgt. Dies betrifft neben den Gemeinden selbst insbesondere die Zusammenarbeit der Agenda-Gruppen auf interkommunaler Ebene. Hier ist der Ansatzpunkt zu einer solidarischen Bürgergesellschaft zu finden, in der die intergenerationelle Solidarität gelebt werden kann. In den bereits vorhandenen Projekten und Maßnahmen (beispielsweise dem „Allgäuer Wohnprojekt mit jungen und alten Bewohnern“) finden sich eine Reihe von Anknüpfpunkten. Beispielhaft sei der Aufbau eines partnerschaftlichen Netzwerkes zwischen Alt und Jung, die Möglichkeit zu sozialem Engagement der Jugendlichen oder auch die Entwicklung von beruflichen Perspektiven für Jugendliche im Seniorenbereich genannt. Mit der prozessualen Erarbeitung des Handlungsleitfadens unter Einbindung der für das Projektgebiet relevanten Gruppen, Personen und Organisationen wird ein weitestgehender Bottom-Up Ansatz verwirklicht um die damit verbundenen Ziele für das Gebiet des interkommunalen Netzwerkes Auerbergland zu erreichen.

 

Erstmals greifen Kommunen und Bürger das Thema des demographischen Wandels vernetzt und gemeinsam auf, mit dem Ziel konkreter nachfolgender Umsetzungen in den Bereichen der Sozialstruktur in Dorf und Region, bei Arbeiten und Lebensqualität sowie bei der Bauleitplanung. Modellhafte, erprobte Problemlösungsstrategien sind bisherin dieser kooperativen/ganzheitlichen, sich modellhaft ergänzenden Dimension kaum bekannt. Mit dem be-schriebenen Projekt soll nicht nur das Bewusstsein der kommunalen Vertreter, der Wirtschaft und der Bürger für die Herausforderungen des demographischen Wandels geschärft und die Akteure und Entscheider zum Handeln bewegt werden. Es sollen vielmehr nachhaltige Leitprojekte entstehen und umgesetzt werden, welche zur Sicherung der ebensgrundlagen sowie zur Daseinsvorsorge der BürgerInnen jeden Alters im Auerbergland beitragen und modellhaft auf andere Kommunen und Regionen übertragen werden können.

 

Durch die Einbindung der Agenda-Gruppen und Arbeitskreise wird eine breite Akzeptanz zum Gesamtkonzept geschaffen, der Austausch untereinander gefördert und die Identifikation mit der eigenen Heimat gestärkt. Das Projekt  baut auf die Grundlagenarbeit von Akteursgruppen im Auerbergland auf und hat explizit die weitere Vernetzung von Einrichtungen und Personen zum Ziel.

 

Das Projekt wird unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz.

 

 

[Auzug aus dem Zwischenfazit]